Lamuca Weisheiten

Abschied

Vielleicht ist der Abschied ja grad für uns Alte ein Segen,
denn wegen des Abschiedes müssen wir uns nun entgegen
der Macht der Gewohnheit auf ganz neuen Pfaden bewegen.
Und noch ein and’rer Gedanke erscheint mir hier richtig:
Vielleicht sind die Abschiede grad’ für uns Ältere wichtig,
weil sie uns sachte ein Stück Richtung Ende geleiten
und uns schon vorab ein wenig Gelegenheit geben,
uns auf den größten der Abschiede vorzubereiten,
der uns schon recht bald bevorsteht, den Abschied vom Leben.
(Kapitel 24)

Ahnen

Nur wenn wir wissen von unseren eigenen Ahnen,
können wir uns unsern Weg durch das Leben bahnen,
denn sind uns unsere Ahnen auch heut’ nicht mehr nah,
bringt doch die Kenntnis dessen, was früher geschah,
die Möglichkeit mit sich, genauer nach vorne zu seh’n.
Wir brauchen nicht stets in den Spuren der Ahnen zu wandeln,
aber es helfen uns Kenntnisse über ihr Handeln,
sicherer unsere eigenen Wege zu geh’n!
(Kapitel 18)

Ausgeliefert-Sein

Wohl nichts im Leben bereitet uns größere Pein
und trifft uns in unserem Inneren ähnlich herb,
als die Erkenntnis, ausgeliefert zu sein,
ausgeliefert auf Gedeih und Verderb.
(Kapitel 17)

Auslachen

Es ist eine notorische Neigung der Schwachen,
wenn Schwächere da sind und sogar noch über sie lachen,
sich schlimmer als andere über sie herzumachen.
(Kapitel 24)

Ehrlichkeit

Ganz mit sich selbst im Reinen zu sein,
sei stets dein Ziel – erscheint es auch klein,
wird es dich doch mehr als andere Sachen
stärken, besänftigen und glücklich machen.
(Kapitel 6)

Familie

Selbst Paradiese auf Erden sind öde und fad’,
wenn man allein ist und keine Familie mehr hat,
weil man Verwandte und Freunde, die man vermisst,
selbst in den herrlichsten Gegenden niemals vergisst.
(Kapitel 15)

Freiheit

Auch die Gemeinschaft ist wichtig, doch darf unterdessen
man Würde und Freiheit des Einzelnen niemals vergessen.
(Kapitel 12)

Mit jeder Entscheidung, die du für dich fällst
im Leben, engst du dich ein.
Und geht auch die Freiheit der Wahl, du erhältst
die Möglichkeit, frei zu sein.
(Kapitel 19)

Freundschaft

Wenn Freundschaften zu etwas taugen,
dann sieht man durch des Freundes Augen
sich selbst, so wie man ist.
Nicht immer ist dies angenehm,
doch Freundschaft macht dich erst zu dem,
der du im Innern bist.
(Kapitel 24)

Geschichten

Wollen wir für uns klären, wohin wir streben ...,
müssen wir erst einmal wissen, woher wir kommen!
Noch keiner hat je einen hohen Gipfel erklommen,
der für den Aufstieg nicht richtig gerüstet war!
Als Ausrüstung für den beschwerlichen Aufstieg des Lebens
eignen die alten Geschichten sich wunderbar,
weil sie den Horizont von uns allen erweitern.
Kennt man sie nicht, dann sind leicht alle Mühen vergebens,
und es besteht die Gefahr, bei dem Aufstieg zu scheitern!
(Kapitel 18)

Wer immer von alten Geschichten meint,
sie können uns heute gar nichts mehr geben,
wer immer den Zauber von Märchen verneint,
der nimmt sich selber das Schönste im Leben!
Denn stammen sie auch aus vergangenen Zeiten,
sie können das Herz und die Seele uns weiten.
Sie wärmen uns innerlich mit ihrer Glut.
Und wenn du den Zuspruch von Freunden vermisst
und niedergeschlagen und hoffnungslos bist,
dann geben die alten Geschichten dir Mut.
(Kapitel 18)

Grausamkeit

Man kennt diese Form des Verhaltens seit uralter Zeit:
Die Grausamkeit präsentiert sich sehr gerne im Kleid
von überschäumender Lustigkeit und von Humor –
dann kommt sie den Zeugen der Tat nicht so abstoßend vor.
(Kapitel 17)

Großmut

Die Welt, auf der wir hier leben,
ist gewaltig groß und dabei doch so klein.
Wir, die wir im Weltall schweben,
sind zu nichtig, um nicht großmütig zu sein.
Worum wir auch immer streiten,
ist der Anlass eines Streites viel zu klein.
Lass’ uns statt des Streits beizeiten
so wie früher wieder gute Freunde sein.
(Kapitel 16)

Hoffnung

Wenn ohnehin alle Hoffnung in Scherben liegt,
wenn man aus Furcht keinen guten Gedanken mehr kriegt,
und wenn die Sorgenlast scheinbar schon Zentner wiegt,
dann heißt der einzige Ausweg: Frechheit siegt!
(Kapitel 3)

Wenn du keine Hoffnung hast auf eine Schicksalswende,
setze alle Kraft daran, und du wirst seh’n,
dass dem Hoffnung winkt, der das Schicksal zwingt,
und dass dir gelingt, was dich weiter bringt.
Wenn du daran glaubst, reicht dir das Schicksal seine Hände,
und mit etwas Glück wird dann dein Leben wieder schön.
(Kapitel 8)

Das ist zuletzt, was uns bleibt: Wir können nur hoffen,
dass wir das Richtige tun! Das Ergebnis bleibt offen!
(Kapitel 16)

Ideen

Die scheinbar ganz simplen Ideen, die unsere festen
Urteile umstoßen, fall’n oft besonders schwer.
Einfach erscheinen sie immer nur hinterher,
und die, die ganz einfach erscheinen, sind häufig die besten!
(Kapitel 8)

Kampfgeist

Wir sind äußeren Gewalten
ausgeliefert Tag für Tag.
Das trainiert uns durchzuhalten,
komme, was da kommen mag!
(Kapitel 17)

Lernen

Jeder von uns wird ständig von andern belehrt,
ebenso wie er auch and’re belehren kann,
und wer sich gegen das Lernen von andern verwehrt,
der, meine Lieben, ist wirklich ziemlich arm dran,
weil er sich nicht mehr weiterentwickeln kann!
(Kapitel 19)

Drum brauchen auch Baumeister, würdig und hochgeehrt,
und Professoren, erfahren und hochgelehrt,
dauernd jemanden, der sie belehren muss
und ihnen die Augen öffnet für ganz neue Fragen,
sonst wär’ in Bälde mit ihrer Gelehrsamkeit Schluss
und sie begönnen, immer das gleiche zu sagen!
(Kapitel 19)

Lügen

Für wirksame Lügen ist Wahrheit nicht völlig entbehrlich,
denn mit einem Funken an Wahrheit wirkt alles ganz ehrlich
gemeint, und grad das macht die Lügen erst wirklich gefährlich!
(Kapitel 17)

Natur

Jedwede Form von Übermaß in der Natur,
die hinterlässt nun mal unweigerlich ihre Spur!
(Kapitel 10)

Pflicht

Im Leben gibt’s Dinge, die getan werden müssen.
Manchmal erscheinen sie ungebührlich und hart
und oft hätte man sich die Dinge gern selber erspart,
doch ist unser Lebensweg nicht frei von Hindernissen,
und ab und zu zwingt die Verantwortung für uns’re Welt
uns, etwas zu tun, was uns eigentlich gar nicht gefällt.
(Kapitel 22)

Ruhephasen

Auch unser eig’nes Leben hat manches Wellental,
dann scheint es still zu stehen, und es schmeckt fad und schal.
Doch brauchen hohe Wellen die Täler als Begleitung.
Die Wellentäler dienen dem Kamm als Vorbereitung.
(Kapitel 11)

Schlechtes

Es sind auch die Dinge, die schlecht sind und die uns verletzten,
ein unverzichtbarer Baustein in unserem Leben,
denn nur, weil wir uns damit auseinandersetzen
und das, was uns schlecht erscheint, zu überwinden streben,
sind wir beständig gezwungen, das Gute zu tun!
(Kapitel 24)

Tod

Das ewig gültige Gebot
des Wechsels von Geburt und Tod
ist für uns Segen, keine Not,
da gibt es keine Frage.
(Kapitel 9)

Die Würze allen Lebens liegt,
darin, dass es der Tod besiegt.
(Kapitel 9)

Verantwortung

Wenn man für and’re Verantwortung übernimmt,
heißt das, man muss sich die Frage gefallen lassen,
was man getan hat, dass mit jenen auch alles stimmt.
Man mag diejenigen lieben oder auch hassen –
wenn man für diese andern verantwortlich ist,
hat man die Pflicht übernommen, sie zu beschützen,
und es ist wichtig, dass man dabei niemals vergisst,
dass man gehalten ist, ihren Int’ressen zu nützen.
(Kapitel 19)

Man müsse zum Besten entscheiden nach bestem Gewissen.
„Verantwortung“ komme schließlich von „Antwort geben“.
Irgendwann werde man Antworten geben müssen,
und man komme nun einmal mit gutem Gewissen
wesentlich angenehmer und ruhiger durchs Leben.
(Kapitel 19)

Vergebung

Dauerhafter Groll macht nur das Leben trist,
und es dient dann die Vergebung,
die vom Herzen kommt und gern gegeben ist,
unser’m Leben zur Belebung.

Verreisen

Die Welt ist so wunderbar und hat so viele Facetten.
Sie kennenzulernen, das hab’ ich mir immer erträumt.
Und wenn wir all diese vielen verschiedenen Stätten
und Wunder von Mutter Natur nicht gesehen hätten,
dann hätten wir in unserm Leben das Schönste versäumt!
(Kapitel 20)

Die Wege, die uns ins Fremde und Neue entführen,
sind, was uns mühelos über uns selber erhebt!
Ohne das Glück mit all unsern Sinnen zu spüren,
wenn fremde Gerüche und Laute uns erstmals berühren,
wär’ es fast so, als hätten wir niemals gelebt.
(Kapitel 20)

Vorbereitungszeit

Jede erfolgreich beendete Tätigkeit
ist auch ein Abschied von mühsamer Vorbereitung
und steht wie fast jeder Abschied daher in Begleitung
eines Gefühles von Wehmut und Traurigkeit.
(Kapitel 21)

Wahrheit

Nichts anderes nämlich, und beide empfanden das so,
kann nach Verstellung und Listen mehr Freude bereiten,
als einfach die Wahrheit zu sagen und zu ihr zu steh’n
und anderen vorbehaltlos in die Augen zu seh’n.
(Kapitel 25)

Zeit

Doch da du mich fragst, muss ich sagen, es ist mit der Zeit
schon eine merkwürdige Angelegenheit,
und jeder, von Zeit zu Zeit, ist die Zeit einfach leid!
In unsern Gedanken durchbrechen wir all ihre Schranken.
Da hängen wir jetzt noch an unseren heutigen Sorgen
und ändern im Kopf das Gescheh’n der Vergangenheit,
und gleich darauf sind wir schon bei dem Geschehen von morgen,
durchleben die Ängste und Sorgen von morgen schon heut’.
Doch all diese ungeheure Beweglichkeit
in unseren Köpfen prallt vollkommen ab von der Zeit.
Völlig egal, welche Angst oder Hoffnung dich packt:
Die Zeit schreitet pausenlos fort, nur im eigenen Takt.
(Kapitel 22)

Sag’ nie, dass Zeit einerlei,
weil so reich bemessen sei.
Wenn zu lang’ wir in Gedanken
ziellos vor- und rückwärts schwanken,
zieht die Zeit an uns vorbei.
(Kapitel 22)

Die Gedanken sind wie Schwingen,
doch dass Wirklichkeit entsteht,
muss es mit der Zeit gelingen,
sie ins Joch der Zeit zu zwingen,
dann erst werden sie konkret.
(Kapitel 22)